Metal Frenzy 2024 Samstag

Es ist Samstag, die Nacht war deutlich angenehmer, aber leider ist es der letzte Tag des Metal Frenzy Festival 2024. Für heute standen noch 10 Bands auf dem Programm. Soweit ich das Programmheft richtig im Kopf hatte, mit Unmengen an Jubilaren auf der Bühne. Was sicher hieß, dass ich die Metal-Möhren sicher sehr oft mit einer kleinen Torte auf der Bühne sehen werde. Bei der Tombola hatte ich ja auch noch vorgehabt, mitzumachen. Was mich zu der bezaubernden Friggy zurückbringt. Die junge Dame war mir immer wieder über den Weg gelaufen und hatte fünf kleine schwarze Bücher in der Hand. Na, da musste ich doch mal nachfragen und siehe da, das waren die Hauptpreise der Tombola. Ein geiles Bildband mit allen Bands des Festivals und dazu von allen signiert. Von wirklich allen. Hab dann leider doch nichts gewonnen, aber immerhin, was Gutes getan.

Als Erstes auf der Bühne, noch bevor es eine Band schaffte, ebendiese für sich zu erobern, tauchten viele Menschen mit Schildern auf der Bühne auf. Das Crewfoto stand an. Das ein oder andere Gesicht schaute noch etwas zerknautscht aus, auch den Fotografen vor der Bühne konnte man die vergangenen Tage anmerken. Gleichwohl muss den Machern und Helfern, die da auf der Bühne waren, mein tiefster Respekt gezollt werden. So einige Bands hatten es bereits die Tage über erwähnt. Damit dieses Festival stattfinden konnte und kann, waren und sind über 70, teils ehrenamtliche, fleißige Wichtel am Werke. Schade, dass dieses Bild bei nur wenigen Frühaufstehern im Gedächtnis bleiben wird, aber nur vor den Bands haben sicher all diese Menschen etwas Zeit, um zusammen auf die Bühne kommen zu können. Das Schild, das die allermeisten hielten, zeigte alle Banner der vergangenen Metal Frenzys. Das hätten sicher so einige der Fans auf dem Campground auch. Na ja, ich habe es gesehen und weiß, dass es so etwas gibt. Danke an all die fleißigen Helfer und Macher.

Dieses kleine Zwischenspiel endete so rasch, wie es begonnen hatte und nach diversen Kaffee und einer Portion Pommes vom Stand der Parsauer Fleischerei Bernd Reinsdorf ging es mir, meinem Magen und dem Kopf so weit wieder gut, dass Wanted Inc. mich musikalisch wach küssen durften. Thrash Metal mit bayrischem Akzent. Also wirklich in der Mundart gesungen. Ich habe bei den Songs ehrlich gesagt nur mitbekommen, dass es etwas ungewohnt klingt, aber dass das Bayrisch war, habe ich nicht mitbekommen. Es war einfach eine Gaudi. Man muss so was ja nicht immer alles so ernst nehmen.

Wanted Inc.

Mal schauen, ob kommendes Jahr eine Band auftaucht, die in Mundart aus Sachsen oder auf Friesisch growlt. Die Herren aus Bayern waren schon sehr cool, schrammten aber leicht an meinem Perlenstatus vorbei. Den hatten sich die nachfolgende Band Darkness Surrounding erspielt. Melodic Death, das zum späten Mittag und dann noch die Stimme einer Walküre. Nicht die Opernvariante, sondern die Variante, jung, mit klarer Stimme und bei Bedarf, ein Growl, dass die Gegner sich besser verkriechen sollten. Also eine absolute Perlengarantie für Darkness Surrounding. Aber macht nicht denselben Fehler wie ich und hört euch die Band auf eurem alten Laptop und über die verbauten Lautsprecher an. Die Band bedarf feinerer Wiedergabegeräte. Klang super, ist eine Perle.

Darkness Surrounding

Die nächste Combo war eine Reminiszenz an die guten alten, echten und teils vermissten Zeiten des Heavy Metals. Blizzen traten mit Nieten, Leder und dazu allen Arten an Riffs und Spielarten an, die einen an die ganz lange verschütteten Wurzeln unseres Genres wieder denken ließen. Das war einfach perfekt, um zu genießen, den Headbangern beim Abgehen zuzuschauen und Bier zu trinken

Blizzen

Die Band danach war einfach geil, hart im Nehmen und ganz sicher eine Perle. Aber zumindest für mich keine neue. Stillbirth kannte ich, musste ich sehen und so ging es augenscheinlich fast allen. In Bermudashorts auf der Bühne ist bei dieser Band aber einfach nur konsequent. Sie betiteln ihre Musik als „Brutal Surf Death Metal“. Wer sich selber Surf in die Musikbeschreibung packt, muss halt konsequent sein. Und ich werde mir als bald deren passende Bermuda besorgen. Sie sind grell, wie ihre Musik cool war und ist.

Stillbirth

Den Abschluss für heute, also für diesen Bericht, bildet die Osnabrücker Band DAMPFMASCHINE. Neben Bands wie Out the Mouse und den Metal-Möhren scheinen sich über die Jahre noch ein paar Traditionen herauskristallisiert zu haben. Nämlich, dass fast immer eine Band aus dem beschaulichen Osnabrück auf dem Metal Frenzy spielt. Wer weiß, was die da im Wasser haben. Die Dampfmaschine mischte Hardcore mit Stoner und würzte das Ganze dann mit Punk. Alter ist bei denen da das Infield abgegangen. Abgedrehtes Mucke und dazu, als ob die Osnabrücker nicht nur Musiker stellen, die Geiles abliefern, scheinen sie auch Wettervoodoo zu beherrschen, gab die Sonne alles.

Also mehr Bier und etwas Fettiges, bevor der Abend des Festivalsamstags noch ohne gebührenden Treibstoff begangen werden musste. Da stand ja noch einiges an, was richtig nach Party klang.

Dampfmaschine

Dann mal auf in den Endspurt des Metal Frenzy Festival 2024. Die Jubiläumsausgabe des Gardelegener Festivals für die härtere Gangart der Musik.

Nachdem die Macher des Festivals sich über die Jahre mit einigen anderen Veranstaltern kurzgeschlossen haben, ist da eine echte Festivalfamilie entstanden. Jeder schaut auf den anderen, gemeinsam und natürlich mit den Fans, wird jedes Jahr das ein oder andere verbessert. Eines der größten Felder, wo sich alle fünf Festivals immer wieder steigern, ist das Thema Inklusion. Eine Rollibühne und diverse Theken und Stände, die immer barrierefreier gestaltet werden, sind da die besten sichtbaren Zeichen. Ein weiterer Punkt, den ich gestern ganz vergessen hatte, war, dass auch die Bühne zur barrierefreien Zone wurde. DAMPFMASCHINE war ja auch eine der Bands, die als Jubilar eine Torte überreicht bekommen hatten. Da Festivals ja für die Fans sind, konnte eine Bitte natürlich nicht abgelehnt werden. Ein Riesen-Fan der Band wollte gerne die Torte übergeben. Also wurde Niklas in seinem Rollstuhl kurzerhand mit den Metal-Möhren auf die Bühne geholt. Ich bin mir sicher, dass er das so schnell nicht mehr vergessen wird.

Nach DAMPFMASCHINE gab es auf der Bühne wieder eine Band, die sich ihre eigene Musikrichtung zusammengestellt hatte. Gemäß dem Motto, mach das, was sich für dich richtig und gut anfühlt, spielten KNIFE mit ihrem Blackspeedmetalpunk auf. Glaubt mir einfach, wenn ich euch im Nachhinein sage, dass das eine der beeindruckendsten Musikstile war, die ich 2024 auf dem Metal Frenzy habe neu kennenlernen dürfen. Dazu kam die schiere Begeisterung der Band ab, gehen zu dürfen, ohne dass da, wer stopp ruft. Selbst die kurze Klettereinlage des Sängers passte dazu einfach super. Kleine Ausflüge der Musiker ins Publikum inklusive

Knife

Im Anschluss spielten eine Band, die inklusive 2024 ihren 3. Auftritt auf dem Metal Frenzy hatten. Milking The Goatmachine spielen Todesgrind. Das ist eine Musikrichtung, die von weit über 1500 Fans vor der Bühne hart abgefeiert wurde. Meiner einer hielt sich aus der tobenden Menge raus und gab lieber weiter Geld für Essen und Trinken aus. Für derartige Eskalationen bin ich einfach zu kaputt und zu alt. Zumal danach noch eine Steigerung auf das Festival wartete.

Milking the Goatmachine

Loikaemie, somit die Oi Traditionsband par excellence gaben dem Metal Frenzy die Ehre. Viele hatten fast die Hoffnung aufgegeben, diese Urväter des Genres wieder live erleben zu dürfen und tada, da waren sie. Etwas gealtert, ein klein wenig mit jungem Blut verstärkt und gut wie eh und je.

Tradition verpflichtet und an das hält sich das Duo, das das Festival immer weiter vorantreibt. Danke dafür, danke für alles.

Loikaemie

Belieben noch zwei Bands, bevor die Festivalbühne ihre Lichter erlöschen ließ. UNLEASHED und Subway to Sally. Da das Festival jedes Jahr ein klein wenig größer und somit bekannter wird, werden auch die Bands immer internationaler. Mit UNLEASHED, einer schwedischen Band, wurde noch einmal sehr schwer metallisch. Zu ihrem 35. Bandjubiläum gaben die Herren alles und egal ob Fan oder Wartender, niemand konnte sich der nordischen Musikkunst entziehen. Scheiße, war das gut, nein genial. Und wer bei Wikipedia vorbeischaut und nach UNLEASHED sucht, wird feststellen, deren Artikelfoto ist eines vom Metal Frenzy 2024. Ich denke mal, die hatten sich in Gardelegen echt wohlgefühlt.

Ich für meinen Teil hatte mich trotz dieser geilen Band auf der Bühne, dem Privileg folgend auch mal hinter die Bühne zu dürfen, ergeben. Eigentlich wollte ich mir das Feeling, ganz weit hinten, aber auf der Bühne stehen zu dürfen, einmal geben. Aber kaum durch die Schleuse in den Backstage Bereich gekommen, schossen zwei leicht bekleidete Musiker an mir vorbei. Was war es, es war eine Fotobombe, ausgeführt durch zwei der noch voll aufgeheizten Bandmitglieder von Loikaemie. Warum Fotobombe? Die beiden sprangen just in dem Moment in den aufblasbaren Pool, als daneben die Presse ihr Gruppenfoto machte. Da sind sicher ein paar witzige Bilder entstanden. Fotograf der Fotografen und Pressemenschen war ein bekanntes Gesicht. Tom Tagedieb, der Bassist der Band Out the Mouse.

Unleashed

Hinter der Bühne machten sich Subway to Sally bereit, den Abschluss zu feiern. Das Metal Frenzy, wieder so ein ungeschriebenes Gesetz, endet fast immer mit etwas Großem, das man im ersten Moment nicht mit der Bandauswahl des vorangegangenen Line-ups in Verbindung bringen würde.

Doch bevor es aber zum Headliner kam, gab es noch die Verkündung der Gewinner, die sich am kleinen Trinkspiel des Rockharz beteiligt hatten. Teufelszeug für sofort oder sogar Freikarten für das restlos ausverkaufte Rockharz 2024. Die Anzahl der zu verlosenden Karten war ja begrenzt, aber die beiden Mitarbeiter des Rockharz ließen dann doch noch mehr Teufelszeug als Gewinne regnen, als es eigentlich ausgeschrieben war. Auf die Art und Weise haben sich noch mehr Menschen über dieses teuflisch gute Getränk freuen dürfen.

Nun zum Headliner des Metal Frenzy Festival 2024.

Dieses Jahr waren es Subway to Sally. Ich persönlich liebe sie und wie es ausschaute, auch alle anderen Besucher. Sie spielten Klassiker wie aktuelle Sachen. Von „Sieben“ über „Was Ihr Wollt“ bis zu einem Cover, das endgültig alle verzückte, gab es eine wunderbare Reise durch die Zeitalter dieser Ausnahmeband. Sie spielten „Goldener Reiter“. Es ist einfach geil, wenn Tausende von Menschen mit einem zusammen singen und es egal ist, ob perfekt oder schief. Hauptsache, alle haben ihren Spaß. Nicht jeder ist textsicher bei allen Subway Songs, aber bei dem Goldenen Reiter wahren spätestens alle eine große Familie. Passend dazu, hatte sich die Band dazu bereiterklärt, etwas sehr Ungewöhnliches zu tun. Vor der zweiten Zugabe betraten nicht Subway die Bühne, sondern die Metal-Möhren mit ein klein wenig Verstärkung. Als Dank der Fans und als Dank der Mitwirkenden gab es ein Board, geschnitzt vom Künstler, der vor Ort unter anderem die Bänke und das Totem des Festivals erschaffen hatte, das Hunderte Unterschriften trug. Sichtlich gerührt und glatt sprachlos nahm dieses Geschenk in Stellvertretung für beide Macher des Festivals der liebe Jörg an. Im Anschluss gab es zum Abschied natürlich „Julia und die Räuber“.

Mit diesem wunderbaren Lied, mit diesem wunderbaren Auftritt, endete das 10 Metal Frenzy in Gardelegen. Es war großartig, es war ausgezeichnet. Für jeden vielleicht an einer etwas anderen Stelle, aber alles in allem habe ich nirgends schlecht gelaunte oder grummelige Gesichter gesehen. Das Festival als ganzes, also alle Festangestellten, alle Freelancer und alle freiwilligen Helfer, haben einen unglaublich guten Job abgeliefert. Danke von ganzem Herzen dafür. Bis zum nächsten Jahr, ich werde auf jeden Fall dabei sein.

Subway to Sally

P.S.:

Die oben genannten fünf Festivals, die mittlerweile eine kleine aber feine Festivalfamilie bilden, sind das Rockharz, das Rock in Rautheim, das HelmFest, die Rock & Metal Day’z in Oschersleben und natürlich das Metal Frenzy Festival. Jedes Einzelne ist immer einen Besuch wert. Checkt auf jeden Fall deren Kanäle aus und schaut da vorbei, wo die gute Musik spielt. Es ist für jeden was dabei und enttäuscht werdet ihr auf keinem der Festivals. Es kann höchstens sein, dass es schwierig wird, noch eine Karte zu bekommen.