RHZ 25 Freitag

Der Freitag des 2025er RHZ war angebrochen und auf der Bühne standen wieder Bands an, die ich teils nicht kannte, teils sehnlichst erwartete und die mich total überrascht und umgehauen hatten.

Den Auftakt machten gleich eine Band, die ich null auf dem Schirm hatte. Nachdem sich alle Fotografen in die passende Kleidung geworfen hatten und die Grabenschlampen in ihrem natürlichen Habitat überrascht hatten, startete diese ominöse Band.

Aus dem tiefsten Süden Deutschlands, genauer aus dem sehr beschaulichen Neukirchen beim Heiligen Blut, stammte die erste Band des Tages. Seasons in Black ihr Name, und sie haben mich umgehauen. Das Gesicht am Bass und zugleich eine der Stimmen dieser Black-Metal-Band kam mir sehr bekannt vor.

Ich bin da ja immer neugierig, und so musste ich das umgehend recherchieren. Das Gesicht, der Mensch der mir so bekannt vorkam, ist ein sehr bekannter Koch und auch Tierfreund. Ich war einfach nur geflasht von deren Auftritt. Zur Veröffentlichung ihres dritten Studioalbums „Anthropocene“ waren sie mit neuen Songs am Start. Unglaublich gut und zwingend zu empfehlen.

Seasons In Black

Als Zweites gab es eine weitere sehr positive Überraschung für mich. Eine weitere Band, die ich nicht kannte und die ich mir von nun an anschauen werde, sollte ich sie nochmal live erleben können. Ich mag Amaranthe und die Band Arctis klang für mich sehr ähnlich.

Nur ähnlich, denn die Frontfrau, finde ich, klingt klarer von der Stimme. Dies machte die Show so einzigartig, dass sie mich zwar wegen der Nähe zur genannten Band nach vorne lockte, aber durch ihre Eigenständigkeit so faszinierte. Auch hier eine klare Liveempfehlung.

Arctis

Als Nächstes folgte eine Therapiestunde mit auf-die-Fresse-Garantie. Cleane Gesangsparts, dazu eine brachiale, mal harmonische Instrumentalwand, die dann von dem Shouten und den Growls des Gesangs aufgefangen wurde. Defects aus UK wirken einfach. Wie eine gute Therapie. Solltet ihr euch über diese erst seit rund 2021 wirklich aktive Band informieren wollen, werdet ihr eventuell bei einer Band aus dem Punkkosmos landen, streicht dann das „The“ aus eurer Suche. Lohnt sich auf jeden Fall.

Defects

Den Abschluss für heute machen wir mit HARPYIE. Die Ostwestfalen hatten es nach der geballten Power von „Defects“ echt nicht leicht. Selbst der Dudelsack und auch die geballte Instrumentalpower dieser Mittelalter-Metal-Band konnten leider nicht alle Fans vor der Bühne halten. Klar, ist ein völlig anderes Genre und dazu noch die Texte auf Deutsch, das war sicher für den ein oder anderen Fan zu viel des Unterschiedes. Nichtsdestotrotz ein reichlich gelungener Auftritt der Deutschen-Metal-Barden.

Harpyie

Es ging unbekannt, aber hochkarätig weiter. Wir starten diese Runde mit der französischen Band Aephanemer. Erst gewinnen sie das »Metal-Battle« der Wackenfoundation in Frankreich und nun waren sie auf dem RHZ. Diese Death-Metal-Band mit einer Frontfrau war für mich trotz ihrer Reise über das Wacken absolut unbekannt. Allerdings muss ich sagen, dass ich da was verpasst habe, und so wie es ausschaute war ich mal wieder eher schlecht informiert. So viele Fans wie vor der Bühne waren, hat diese Formation bereits deutlich mehr Fans und Bekanntheit, als ich mir vorstellen konnte.

Aephanemer

Nach dieser für mich Neuentdeckung spielten DESERTED FEAR. Die wiederum kannte ich und auf deren Auftritt freute ich mich sehr. Hin und wieder habe ich so Anflüge, dass ich auch für mich eher unübliche Musikrichtungen feiere. Dieser Death-Metal ist live immer wieder geil. Komplett ohne Schnörkel und gediegen auf die Hörorgane. Ich bin kein Moshpit-Mensch, sodass ich mir die Konzerte immer von der Seite mit einem Bierchen anschaue. Hier konnte ich sogar eine Kleinigkeit schnabulieren. Gutes Essen zu guter Musik und dazu ein Bier, oder zwei.

Deserted Fear

Als Nächstes gab es musikalische Kost, die sich seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten sehr treu geblieben ist. Vader hatten ihren Slot. Zu Vader ist über die Jahrzehnte alles gesagt und alles geschrieben worden. Für mich gab es auch bei diesem Auftritt das ein oder andere Bier und guten Austausch mit Weggefährten, die wie ich Vader schon so einige Male live haben erleben dürfen. Vader geht immer und ist einfach so solide, dass es beschreibbar ist.

Vader

Der Anschluss-Slot war für eine Band, die sich letztes Jahr dem Wetter geschlagen geben musste. Draconian hatten ihren Auftritt und dieses Mal ohne, dass das Wetter etwas dagegen tun konnte. Kräftige Windböen hin oder her. Die teils wirklich für viele Ohren sehr experimentelle Instrumentenwahl hat viele sicher etwas verwirrt. Ich habe aber niemanden gesehen, der sich so verwirrt fühlte und den Auftritt nicht bis zu Ende verfolgt hatte. Diese Band ist so unkonventionell und zeitgleich faszinierend gut. Ich habe mich sehr darauf gefreut, den ausgefallenen Auftritt dieses Jahr erleben zu dürfen.

Draconian

Starten wir mit einer Band, die ich kannte und die ich bis dato nie für so fett gehalten hatte. Ich und sicher 15000 Fans vor der Bühne können da auch kaum irren. Das war ein absolut unglaublich guter Auftritt. Mehrere riesige Wall of Death und Circle Pits, dazu eine einzige riesige Staubwolke. Das alles angefeuert von dieser deutschen Band, die da heißt ANY GIVEN DAY.

Das hatte den Charakter eines Bewerbungskonzertes als Headliner ab 2027 und ich wäre schwerst dafür.

Any Given Day

Den Anschlussgig spielten die wahrscheinlich auf ihre ganz eigene Art und Weise kontroverseste Band des Festivals. Die Kassierer haben diesen Titel sicher auf allen Festivals, wo sie auftreten. Aber sie haben eine riesige Fanbase. Also sind sie dabei und sie verbreiten immer eine Menge Freude. Diesmal mit der Ansage, dass „Wölfi“ sich nicht ausziehen sollte. Hat er gemacht und diesen Part deren Auftritts an seinen Nachfolger „Christoph Halbe“ abgetreten. Die Fans haben es gefeiert, aber ich denke, von seiner Naturbelassenheit werden wir mal keine Bilder veröffentlichen. Dafür müsst ihr die Konzerte der Bochumer Band besuchen.

Die Kassierer

Band Nummer drei ist Overkill. Im Tageskalender die 11. Band des Tages. Mit 45 Jahren Bühnenerfahrung stehen die New Yorker schon als Band auf der Bühne. Deren Thrash Metal ist so stabil und gut, dass sie einfach wenig bis gar nichts falsch machen können. Und das haben sie auf dem RHZ 2025 wirklich und solide bewiesen. Ich habe dieses Konzert zum Kaffee und Quark beschaffen und genutzt. Der Quark war eine Empfehlung einer lieben Kollegin und der Kaffee ist auf dem RHZ immer richtig gut. Also was Leckeres zu essen und zu trinken und dazu geile Musik.

Overkill

Den Abschluss für heute machen wir mit Gloryhammer. Die Herren hatten wie immer ihre „Uniformen“ angelegt. Powermetal mit einer Menge Struktur und Präsenz. Diese Struktur, diese Stringenz ist sicher einer der Gründe, weswegen diese Band damals von einem Mitglied von Alestorm gegründet worden war. Hier haben sie sich wieder ganz Ihrem Konzept gewidmet und somit wirklich alle Fans sehr, sehr glücklich gemacht.

Gloryhammer

Da waren somit fast alle Bands am Start, die eine Riesen-Show versprachen oder eine riesige Masse an Fans vor die Bühne locken würden. Somit eine geile Aufstellung, um den vorletzten Abend des Festivals zu begehen.

Den viertletzten Auftritt hatten Cradle of Filth. „Dani Filth“ hatte wirklich Bock. Ich habe auch schon Konzerte der Briten erlebt, wo der Funker irgendwie nicht so richtig übersprang. Auf dem Rockharz hat das dieses Mal aber mal sowas von geklappt. Sie haben ein wunderbares Set aus den ganzen Klassikern gespielt. Ja, mag eine Set gewesen sein, das auf Nummer sicher setzte, aber ich habe mich ausgesprochen gut unterhalten gefühlt. Die PA hat ja bei der Range der Stimme des Herrn Filth, egal wo, immer ihre Probleme, aber das RHZ hatte das dieses Jahr wirklich sauber im Griff.

Cradle of Filth

Nach diesem Ausritt in die gewaltige Düsternis hatten MONO INC. ihren Auftritt. Diese Band hat sicher eine Fanbase, die wirklich treu ist. Diese Treue haben sie sich über die vergangenen Jahre auch sehr hart erarbeitet.

Nichtsdestotrotz gibt es sicher auch einige, die sich fragen, warum sie da sind. Meine Antwort: Sie sind einfach gut, sie haben es sich verdient. Und sie sind deswegen auch eine der Bands mit den meisten Auftritten auf dem RHZ. Ich höre Sie gerne, Sie sind einfach eine wunderbare „ruhige“ Bank, die man genießen kann.

Mono Inc.

Den Headliner des Freitags haben die Planer mit der Band besetzt, die mit Dialekten sprechen, die die Saarbrücker gar nicht haben. Alle haben’s erraten, es war die Zeit für Powerwolf. Naja, im Grunde war es generell der Tag für „Powerwolf“.

Sie bauten extra einen Kran auf, um ihre Kirchenglocke zu läuten, um das Konzil zu eröffnen. Hinzu kam eine Warteschlange an Fans, die ich noch nie erlebt habe. Beim letzten Maligen Besuch dieser Band auf dem RHZ war die Schlange wirklich lang. Damals rechneten die Planer mit rund zweieinhalb Stunden Wartezeit, dieses Mal waren es rund vier. Somit war zu erwarten, dass auch das Konzert an Bombast kaum zu überbieten sein würde.

Ja, es war genau so. Feuer, gewaltiges Bühnenbild, dazu Pyro und Feuerwerk vom Feinsten. Man munkelt, da es das Abschlusskonzert der Tour war, dass sie einfach alles, was noch in den Lagern verfügbar war nuzten. Mir ist im Nachhinein egal, das war eine bombastisch gute Show.

Powerwolf

Meine Perle aus diesem Set war und ist eine Neuentdeckung für mich. SÓLSTAFIR aus Island muss man erlebt haben. Progressiv trifft Sludge und das Ganze übermalt mit Metalblues. Als ob sie, wie man den großen Bluesgöttern nachsagt, einen Pakt mit dem Teufel haben, haben SÓLSTAFIR einen Klangteppich vor der Teufelsmauer ausgebreitet, der seinesgleichen suchen wird. Ich habe noch nie so viele wirklich ergriffene und fast entrückt auf die Bühne schauende Menschen gesehen. Auch mich haben sie absolut in ihren Bann gezogen. Ich habe kaum den Kopf gehabt, mich auf das Fotografieren zu konzentrieren. Ein unfassbar beeindruckender Abschluss für diesen Tag auf dem „Rockharz 2025“

Sólstafir