Puh, die erste Nacht für mich auf dem Festival und die erste Nacht im Rohbaucamper. Also die Leute, die letztes Jahr der Hitze getrotzt haben, hatten hoffentlich ne Menge Decken eingepackt. Das war ja mal echt kalt. Aber was hilfts. Also raus aus der Karre und ab zum Frühstückszelt. Der liebe bärtige Riese Jens Fäsche vom Erlebnishof Quarnebeck hatte wieder seinen Stand beim Eingang zum Infield aufgebaut. Lecker Ei und anderer Mampf zum besten Preis und das alles, was frisch ist, aus bester eigener Produktion. Ohne geht das einfach nicht. Danach, da ich leider etwas getrödelt hatte und Jens seinen Stand ab 11 schließt, ging es vor dem Mensch werden zu seinem Stand. Anschließend ein ausgedehntes Duschen und Klarkommen, damit ich die erste Band des Tages nicht verpasse.
Auf der Bühne, vor, für die Uhrzeit schon wirklich einer unerwartet riesigen Menge an Menschen, starteten den offiziell zweiten Tag des Festivals Park+Riot. Sludge sagte das Programmheft und die Beschreibung besagte Guerillia Sludge. Konnte ich mir zugegebenermaßen so null was darunter vorstellen. Sludge alleine ist ja schon teils sehr geil, teils enorm anstrengend. Und das zum Auftakt. Aber hey, bisher war die Bandauswahl immer gelungen, also los. Und auf der Bühne fand ich zwei sau sympathische und sportliche Herren vor. Wobei der eine beim Soundcheck einfach mal samt Kabelmikrofon bis zum FOH gegangen ist und warm und clean wunderbar gesungen hatte. Das klang sehr vielversprechend und zu meiner Überraschung fiel der Schlagzeuger, der nebenbei noch sang, nicht vor Erschöpfung von der Bühne. Zwei Menschen, die ihre Musik lieben, sind das perfekte, um musikalisch den Tag in ein Festival zu starten. Absolut empfehlenswert, daher habe ich mir auch gleich eine Vinyl von den Jungs organisiert.
Park+Riot
So auf das Infield gelockt waren nun sicher bereits 1000 Leute, die nun den zweiten Kracher erleben durften. STESY aus dem schönen Süden der Republik. So dachte ich, aber nein, sie kommen aus Österreich. Sind absolute verrückte Frohnaturen, die für fast jeden Schmarrn zu haben sind. Neben diesen Vorzügen als Mensch sind sie auf der Bühne mit ihrem Partycore der absolute Knaller. Sie Cover, sie spielen eigene Stücke und das alles passend zu ihren Neonoutfits. Es war kurz nach halb zwei und die Menge sang Blümchen. Alter war das geil.
Somit waren schon zwei weitere Perlen für mich dabei. Und auf die Timeline geschaut, könnten da noch einige mehr kommen
Stesy
Das nächste, was folgte, war eine der umtriebigen Power-Metal-Bands, die es momentan in der Region um Helmstedt gibt. Und momentan ist da ein weitgefasster Begriff. Über diese unverwüstliche Haubitze des gradlinigen Power-Metals ist schon so viel geschrieben worden, dass ich einfach nur für euch da draußen den Rat aussprechen kann, Bier, was zu beißen zwischen die Zähne und genießen. Oder was absolut auch das Richtige wäre, alles stehen und liegen lassen und Headbangen. Geht beides und geht alles immer gut, bei Wolfs Moon. Und da die Bandmitglieder nebst eingespanntem Nachwuchs auch immer vor und nach deren Konzerten im Publikum zu finden sind, immer für ein Schwätzchen zu haben
Wolfs Moon
Den vierten Slot des Tages bespielte eine Band, die sich um einen Sänger gebildet hat, der früher vielen als Sänger von Morgoth bekannt war. Marc Grewe, sein Name. Dieser Tausendsassa ist wirklich wandelbar, was seine Stimme und seinen Gesang angeht. Mit seiner Band Deimos‘ Dawn spielte er einen sauberen fetten Thrash-Metal. Keine Schnörkel, kein Pardon. Dabei musste er seine Stimme etwas schonen, denn er musste am selben Tag noch einmal auf die Bühne und das mit einer Band, die so ihre Größen in der Besetzung aufzuweisen hatte
Deimos‘ Dawn
Kommendes war wieder ein Tortenkonzert. Endseeker aus Hamburg waren gekommen, um zu feiern. Und zwar ihren 10. Geburtstag. Ihr Todesmetal, so bezeichnet man das Ganze wohl, ist einfach ein äußerst eleganter Richtscheit für die Kauleiste. Himmel, das war ein Fest. Dabei sind die auf ihren Tourbildern und bei den Auftritten so grimmig dreinschauenden Musiker, wirklich spaßige und stets gut gelaunte Menschen. Mit Torte erst recht. Neben Deimos‘ Dawn und Endseeker haben wir nun schon zwei Bands, die etwas mit dem insgeheimen Headliner des damaligen Tages zu tun haben. Welche Band das nun genau ist, wird morgen enthüllt.
Endseeker
Für heute enden wir mit einem Geheimtipp. Niemand kann und konnte über den Namen herausfinden, also ohne Google oder anderweitiges tiefgründiges Fachwissen, woher die Band Burgerkill Official wohl stammte. Klar, wer lesen kann und in der Schule aufgepasst hat, konnte es dem Festivalheft entnehmen. Aber mal ehrlich, dass das eine der größten und erfolgreichsten Bands im Metalgenre in ganz Indonesien und den angrenzenden Ländern ist, dürft eher nicht naheliegend sein. Umso geiler, dass sie sich nach Gardelegen begeben haben und anstelle vor 20000 bis 50000 Fans zu Hause, hier auf dem Metal Frenzy Festival 2024 zu spielen. Ist halt nicht Wacken, aber dafür eine tolle Familie. Ich kann selbst heute nicht sagen, wonach diese Band klang, oder mit welcher Band ich euch eine Idee geben könnte, wie sie klingen. Sie mischen alles, was das Metallgenre hergibt, und machen daraus ihren ganz eigenen Mix. Und dieser geht brutal in die Beine und ins Ohr.
Burger Kill
Kommen wir nun zu der ominösen Band, die ich gestern angeteasert hatte. Was verbindet Deimos‘ Dawn und Endseeker? Das eine ist die Vorband der gemeinten Band und bei der anderen Band ist es der Sänger, der doppelt ran musste. Als siebte Band spielte am Freitag die womöglich heiß erwartete Band des Festivals. Bis kurz vor dem Festival wurde gerungen und schlussendlich gab es das Go und Asinhell wurden bestätigt. Deathmetal aus Dänemark. Als Sänger ist bei dieser Band Marc Grewe am Start. Also liegt hier die Verbindung zu Deimos‘ Dawn. Die Verbindung zu Endseeker ist die, dass sie die Vorband für die laufende Tour der Band ist. Der Grund für den Status als insgeheimer Headliner war aber natürlich der Herr Michael Paulsen. Vielen bekannt als Sänger von Volbeat. Aber mit seiner neuen Band Asinhell wieder auf den Spuren seiner musikalischen Wurzeln. Paulsen ist halt in erster Linie ein Musiker und nicht nur ein Showman. Seine Präsenz war nicht zu verleugnen, aber er trat nie wirklich in den Fokus der Show. Sie spielten ihren Gig, wie die Profis, die sie sind. Das hatte ne Menge richtig Gutes. Ich bin sehr gespannt, was da noch so auf die Musikfangemeinde zurollen wird. Wird ganz sicher richtig gut.
Asinhell
Als Reminder, dass es auch echte Powerfrauen im Metal gibt, hatte das Team vom Metal Frenzy Festival Crystal Viper gebucht. Und warum, zu Recht. Die Female fronted Heavy-Metal-Band war eine wunderbare Verschnaufpause. Die aus Polen stammende kleine Powerfrau namens Marta ging so dermaßen ab, dass es kaum zu realisieren war. Straighter Heavy-Metal, der alten Schule.
Crystal Viper
Im Anschluss änderte sich die Musikrichtung doch merklich. Mit Ost+Front traten die Vertreter der NDH auf die Bühne. Ich hatte die Gelegenheit, sie bereits einige Wochen zuvor in Hannover erleben zu dürfen. Und was auffiel, sie spielen auf einem Festival mit der gleichen Hingabe und, was augenscheinlich war, mit derselben Hingabe zur Bühnenshow wie auf Ihren eigenen Clubkonzerten. Immer angepasst an die Zeit und die Location ist, dass ein echter Spaß gewesen, diesen musikalischen Leckerbissen genießen zu dürfen.
Nebenbei gab es für mich neben leckerem Gilde ein äußerst leckeres Backschinken-Brötchen (Jens Reinsdorf). Da fällt mir doch was ein. Der Tradition verpflichtend, gab es auf dem Metal Frenzy ja noch eine Institution. Die Parsauer Gang. Die Jungs eröffneten mit den Möhren das Festival und besuchten mit ihnen auch täglich den Campground, um die ersten Shots mit Rockharz Teufelszeuch zu genießen. Natürlich mit den Fans. Und dabei waren auch immer die Zweitakter Feuerstühle der Gang. Und wie komme ich nun darauf, na der Stand mit dem leckeren Backschinken wurde von drei der Parsauern betrieben! Das erste Mal dabei und hoffentlich ab sofort immer. Alles Hausgemacht und sau lecke
Ost + Front
Vom Kulinarischen zum Akustischen zurück, also zur Bühne. Auf dem Timetable stand eine Zeitmaschine. Das Festival hatte es vor Jahren versprochen und zum Jubiläum eingelöst. Nach 2006 war nun die Legende des Hardcores zurück in der Altmark. Agnostic Front traten an und ich bin mir sicher, nicht nur ich fühlte mich wieder sehr jung. Gott war das schön, die Band aus den Staaten live erleben zu dürfen. Dieses Privileg war mir bis dahin leider noch nie zuteilgeworden. Und es war wirklich eine Ehre, ein Erlebnis. Kein bisschen eingeschlafen oder verstaubt, hauten die ein Feuerwerk an Klassikern und neueres Zeug in meine Ohren, dass sie zwar etwas klingelten, aber mein Herz und Bauch freute sich diebisch.
Agnostic Front
Danach sollte als Afterheadliner eine weitere Tradition seinen Platz finden. Auf dem Frenzy gibt es immer einmal etwas Oi und abgedrehten Grind-Core. Dieses Mal wurde der Grind-Core-Slot von SPASM aus der Tschechei übernommen. Die Band schoss einfach den Vogel ab. Keine Rücksicht auf irgendwelches Schamgefühl, dazu geniale Pigsounds und das im Boratkostüm. Die Dildomaske fehlte natürlich auch nicht. Ihr müsst die einfach mal erlebt haben. Kurz und bündig gesagt, das war ein sehr sehr geiler Festivaltag