Passend oder unpassend, aber zu Weihnachten gibt es, leider mit etwas Verzögerung, einen Konzertbericht über ein Jahresabschlusskonzert, das genremäßig bei uns eher selten zu lesen ist.
Liebe Leser und Konzertfans, dieses Mal trieb es uns in das beschauliche Hameln. Genauer gesagt in die Sumpfblume. Dort fand das mittlerweile schon traditionelle Jahresabschlusskonzert von Eisfabrik statt. Kombinieren wir diese Tradition mit der Zeit, die uns dieses Projekt schon mit erstklassiger Musik und geilen Shows versorgt, und wir sind dazu noch bei einer Jubiläumsshow. Zum 10. Jubiläum, genauer gesagt. Hierzu hatten sich Eisfabrik zwei wunderbare Acts eingeladen. Nicht zu vergessen, gar schauderhaftes Wetter.
Hameln liegt ja nun mal recht ländlich zwischen Harzer würden sagen Hügeln, ich als Flachlandtiroler, würde sagen kleinen Bergen, wo sich das Sauwetter sehr solide festsetzt. Kombinieren wir das mit der dunklen Jahreszeit und es wurde zu einer interessanten Anreise. Wenn Ihr diese Reise mal antreten wollt, fahrt lieber eine halbe Stunde früher los, als das Navi es sagt.
Die Sumpfblume Kultur- und Kommunikationszentrum ist ein abgefahrenes kleines Konzerthaus mit einer echt guten Ausstattung. Die Soundanlage klingt bei passender Bedienung sehr gut, ist aber etwas überdimensioniert. Kann also richtig laut da werden. Das haben sie bei den Konzerten am 14.12.2024 nicht ausgereizt. Auch die recht gute Lichtanlage dort haben sie nur sehr sparsam eingesetzt, aber dafür gab es Nebel.
Ihr werdet es auf den Bildern gesehen haben. Es ist halt eher die düstere Musikrichtung. Somit gab es auch eher spezielle Lichtverhältnisse.
Das bezeichnete aber den gesamten Abend. Die drei Konzerte waren nicht dafür gedacht, dass sich die Fotografen vor Ort wohlfühlten. Taten wir natürlich trotzdem. Wir konnten ohne Einschränkungen die gesamte Zeit über Bilder machen. Was wir auch fleißig taten. Der Abend war aber ein Abend für die Fans. Und das konsequent. Es war voll, es war aber trotzdem nicht stickig oder brütend heiß.
Das erste Projekt, das die Bühne dann pünktlich betrat, war digital ENERGY. Ich habe mich deutlich zu lange nicht mehr auf die Szene konzentriert. Dezente Beleuchtung, punktuell gut eingesetzt, um Stimmung zu erzeugen und dazu treibender, genehmer Elektrobeat untermalt mit Gesang. Die beiden Freunde machen in dieser Konstellation schon seit weit über 20 Jahren gemeinsam Musik. Sie sind mir aber bisher nie wirklich bewusst aufgefallen. Ihre Musik hat schon einige Anleihen an die Musik ihrer Jugend. DeVision und Depeche Mode sind da doch an einigen Ecken sehr deutlich rauszuhören.
Sollten »Digital ENERGY« auf dem Mera, oder ganz vielleicht dem Autumn Moon, was den Gerüchten nach, wieder seinen Platz in Hameln bekommen soll, spielen, schaue ich sie mir sicher an.
Digital Energy
Den zweiten Slot dieses Abends übernahm die Szenelegende »Chris Pohl« mit einem seiner Projekte. Dieses Mal mit She Hates Emotions. Das war für das, was ich von »Chris Pohl« so an Auftritten kannte, eine sehr, sehr bunte Angelegenheit. Ich hatte bis zu diesem Auftritt eher die alten Sachen im Kopf. Sowas wie »Terminal Choice« oder halt »Blutengel«, aber »She hates Emotions« halten da, was sie versprechen. Das habe ich natürlich erst im Nachhinein erlesen. Ich gehe, wie Ihr wisst, ja immer unbefangen und nicht in die Musik reingehört zu Konzerten, um mir einen ganz unbeeinflussten Eindruck einzufangen. Dass sich das Genre, das sich »Chris Pohl« mit seinem Kollegen da ausgesucht haben, Happy Pop Music nennen darf, ist nach diesem Auftritt absolut berechtigt. Es war so nebelig und zeitgleich bunt, dass es fast quietschen könnte, also wenn Farben die Geräusche machen würden. Hat sehr viel Spaß gemacht. Die Fans haben es gefeiert und die beiden Herren auf der Bühne hatten sichtlich Spaß.
She Hates Emotions
Den Hauptact des Abends, der Initiator des Abends, war dann, selbstredend, »Eisfabrik«. Himmel, das war eine Wonne. Das erste Mal habe ich dieses musikalische Kunstprojekt auf dem »Dark Storm Festival« in Chemnitz 2015 gesehen. Damals noch fast ein Geheimtipp, der aber schon die kleine Halle bis zum Bersten füllte. Diese Faszination ist geblieben und wurde über die vergangenen 10 Jahre zu einem lupenreinen W4 Eiswürfel gerieben. Kristallklar und von allen Seiten sehr, sehr sauber in der Tiefe, wie an der Oberfläche. Leider kann auch die perfekteste Form mal ein paar Kratzer abbekommen.
Mit etwas Druck und Energie kann man aber jede Oberfläche wieder perfektionieren. »Dr. Schnee« stand im positiven Sinne unter Drogen. Mit einem Arzt hatte er es tatsächlich geschafft, die üble Erkältung so weit in ihre Schranken zu verweisen, dass er zwar einen Fahrer brauchte, um zum Konzert zu kommen, aber dafür ein geiles Konzert, inklusive Zugabe, spielen konnte. Einen riesengroßen Dank, sicher nicht nur von mir an »Dr.Schnee«, seinen Arzt und seinen Fahrer. Der Fahrer wurde dann auch zum Ende einmal kurz auf die Bühne geholt. Ein großes Dankeschön durch die Fans an ihn inklusive. Die zweite Kerbe im W4 war, dass sich »Celsius« aus der Eisfabrik-Familie verabschieden wird. Man darf gespannt sein, wer diese klaffende Lücke schließen wird.
Eisfabrik
Ich kann es nur so als Abschluss sagen. Ich muss wieder mehr in die gute alte Elektro- und Gothic Szene zurück. Das war ein fantastischer Abend, mit fantastischen Menschen (die, die ich meine, wissen genau, dass sie gemeint sind), tollen Kollegen, die man wiedergetroffen hat und einer mega gut organisierten Konzertlokation. Das war sehr, sehr rund, auch wenn es wirklich anstrengend war.
Text und Bilder: Patrick