Kommen wir zum Donnerstag. Also Tag zwei des Rockharz 2024, der gefüllt war mit Bands auf den beiden Bühnen.
Die kommenden Tage werden wir immer die Festivaltage halbieren. So habt ihr etwas länger was zu genießen und wir kommen etwas besser nach. Das Festival hatte so unglaublich viel zu bieten, da müssen wir einfach fair sein und so bekommen wir die Qualität hin, die Ihr hoffentlich alle so liebt.
Also auf zum Infield. Zumindest dachte ich das am Mittwoch noch. Aber hey, Pläne scheitern nun mal in dem Moment, wo sie angegangen werden. Same bei mir. Fabian scheint wenig bis keinen Schlaf zu benötigen oder ist einfach immun gegen Müdigkeit. Der Donnerstag begann mit Hammer King, und zwar um 11:50 Uhr. Eine schon fast unheilige Zeit. Die kommenden beiden Tage würden noch unheiliger werden. Da startete die erste Band um 11:20 Uhr.
Den 11:50 Uhr Gig bestritten die Kaiserslauterer Band »Hammer King«. Oldschool-Heavy-Metal und das performt durch eine schiere Allstarband. Ein grandioser Klang, zumindest am Camp. Leider war ich da noch am Regenerieren des Menschseins meinerseits. Man könnte sagen, „Auferstanden aus Ruinen“. Aber dieser Soundtrack, gespielt von ehemaligen Bandmitgliedern so illustrer Bands wie Ross the Boss, Saltatio Mortis und The New Black, machten das Reorganisieren der Synapsen sehr viel einfacher. Dazu eine Dusche und ab ging es Richtung Infield. Die Somme brannte zwar nicht so extrem wie im Vorjahr, aber so wirklich sanft war die Hitzeschelle dann auch nicht.
Hammer King
Nyktophobia erwartete mich. Eins mag mal unumwunden als passend für diese Band einzuordnen sein. Den passend zum Bandnamen haben die Herren aus NRW zu prallem Sonnenschein gespielt. Ihr epischer Melodic Death Metal hätte sicher mit fettem Schattenspiel und Licht enorm an Bühnenpräsenz gewonnen, hätten sie trotz ihrer Angst vor der Dunkelheit zu deutlich späterer Stunde gespielt. Gleichwohl war das ein rein musikalischer Leckerbissen und ein wunderbares Hallo auf dem Infield.
Nyktophobia
Im Anschluss gab es eine kleine Wende im Genre. Die Herren der Heldmaschine spielten auf. Dank einiger Kooperationen über die Jahre tauchten auch das ein oder andere bekannte Gesicht auf der Bühne auf. Die Koblenzer ließen es sich nicht nehmen, gleich zwei Herren aus Ihrem Schaffensumfeld in Ihre Show einzubinden. Da war der sonst eher am Rande mit Kamera bewaffnete »Björn Klemme« und der Schauspieler »Rolf Bach«. Einer wurde seiner Filmfigur gerecht und einer wurde zu Veganer wurst fürs Volke verwurstet. Auf unseren Bildern könnt ihr herausfinden, wer welche Rolle spielte.
Heldmaschine
Nach diesem Exkurs in die Neue Deutsche Härte wurde im Anschluss neben sehr dunklen Wolken auch Irish Party Folk gegeben. Die The O’Reillys and the Paddyhats hatten wie immer eine Menge Spaß auf der Bühne. Diese enorm ansteckende Freude übertrug sich praktisch instant auf die Fans vor der Bühne. Leider hatte Petrus als Partybeitrag einen heftigen Platzregen im Gepäck. Nachdem wir die teure Kameratechnik verstaut hatten, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, doch noch mal nach vorn zu gehen. Und krass, ich hatte einen Hut im Vorfeld mitgenommen. Die Fans waren augenscheinlich besser vorbereitet. Einige hatten glatt die obligatorischen Einwegponchos dabei und bestimmt 4000 Menschen (so schätze ich) hatten einfach beschlossen, den Regen zu ignorieren und die O´Reilleys zu feiern. Hy, Fans sind halt Fans und Spaß ist halt auch durch Regen nicht zu stoppen. Dieser Platzregen wurde dann doch zu einem etwas längerem Vergnügen. Keine Unmengen an Regen, aber durchaus ergiebig hielt sich dann die erhöhte Luftfeuchtigkeit.
The O’Reillys and the Paddyhats
Somit hatten die Musikliebhaber vor der Bühne auch bei Massive Wagons noch eine gute Abkühlung. Das war auch notwendig, den die Herren aus dem nordenglischen Carnforth kannten, ein solches Wetter augenscheinlich und ließen nichts anbrennen. Guter gradliniger Rock, ohne Schnörkel und Zierrat, hat einfach eine Solidität, die sich durch keinen Sturm oder Regenschauer dieser Erde in seine Schranke weisen lässt. Leider gewann dann im Laufe der kommenden Tage die Natur doch über die Feierlaune der Festivalbesucher. Dazu aber die Tage mehr.
Massive Wagons
Bleiben für heute noch drei Bands, über die es zu berichten gilt. Die Drittletzte für heute waren die Schweden von »Bullet«. Und die haben mir es echt schwer gemacht, was die Perle dieses Tages anging. Später am Tag spielten noch
Dynazty und die waren wirklich großartig. Aber ich denke, dass die Herren schon deutlich bekannter und etablierter sind als die Schweden. Daher ist meine Perle des Tages dieses Mal ein wenig zwiegespalten. Nehmt euch am besten beide Bands einmal vor. Für diesen Teil und zu 4⁄5 geht die Perle des Tages an die Heavy-Metal schmetternde Band namens BULLET. Es gibt zu dieser absolut stringenten und gradlinigen Show nix zu sagen, außer was ein Gesang, was eine Präsenz. Anhören lohnt sich sehr. Ach ja und die Schweden hatten dann auch das Privileg, ihr Konzert wieder komplett ohne Regen zu spielen.
Bullet
Kommen wir nun zu einer Überraschung für mich. Varg. Ich muss irgendwie eine andere Band in Erinnerung gehabt haben, oder Varg hat sich über die Jahre sehr weiterentwickelt. Mit etwas mehr Nebel und Licht würden die sicher auch deutlich später eine gute Figur machen. Die weibliche Stimme auf der Band war die Ehegattin des Sängers. Eine Elfe unter Kriegern. Sollte ich auf einem der kommenden Festivals einen Auftritt von denen mitnehmen kann, werde ich das auf jeden Fall machen.
Varg
Nun, zum Schluss des Tagesberichts 2,5. Es wartete einer der sympathischsten und nah barsten Musiker, die ich erleben durfte. Power-Metal aus Herne. Ich denke mal, da wissen schon sehr viele, welche Band jetzt kam. Mit Peter „Peavy“ Wagner am Bass und Gesang kann nur eine Band gemeint sein, natürlich Rage. Die Herren sind unglaublich umtriebig und dieses Jahr wirklich viel unterwegs und was soll ich sagen, das ist auch gut so. Vielen der Menschen vor der Bühne ging es da sicher wie mir. Egal, wie oft man die Band live erleben durfte, es gibt nie einen wirklichen Gewöhnungseffekt. Dieses Mal lockerten Ton, präziser gesagt Instrumenten- und Verstärkerprobleme die Show auf. Herr Wagner kann auch ohne Bass singen und Rage ohne das Takt gebende Instrument saugut klingen. Ich bin mir sicher, dass viele weniger erfahrene Musiker solche Probleme sehr aus der Bahn geworfen hätten, aber bei Rage merkte man von etwaiger Unsicherheit absolut nichts. Kurz ein paar Ansagen, das Publikum fragen, ob Rage auch ohne Bass aufspielen solle und natürlich wurde das mit einem Ja vom Publikum beantwortet. Erfahrung ist halt sehr oft durch nichts zu ersetzen. Vielleicht noch durch Talent.
Rage
So, dann mal zum Burgermeister und einen der großartigsten veganen Burger genießen, die ich jemals gegessen habe. Ich hatte schon gedacht, dass die Burgerbraterei dieses Jahr nicht aufs Rockharz verschlagen hatte. Sie waren, wie gesagt, natürlich da. Nur einige wenige sehr etablierte Stände waren wieder an ihren angestammten Plätzen. Die Leber genauso wie der Broilerwagen standen da, wo sie immer standen. Bei den anderen Ständen musste ich etwas schlendern und mir einen Überblick verschaffen.
Bei den Billing des Festivals ist das echt schwierig gewesen, sich dafür mal die Zeit zu nehmen. Für den Rest des zweiten Tages standen noch eine ganze Menge großartiger Bands auf dem Programm.
Beim Essen wurde ich glatt wie magisch zurück zur Bühne gezogen. Eine unglaublich gute Gesangsstimme mit einer riesigen Range, die so spielerisch abgerufen wurde, dass alleine der Gesang schon für den Perlenstatus ausgereicht hätte. Dynazty spielten sich nicht nur in meinen Synapsen. Die Sonne hatte sich mittlerweile wieder dazu entschieden, die Reste des Wolkenbruchs weg zu dampfen. Zu diesem Auftritt kann ich nur sagen, alles, was ich bisher in meiner Playliste von denen hatte, wurde dem Auftritt nicht gerecht. Was eine großartige Band.
Dynazty
Nachdem vor einigen Wochen das neue Werk der Band PAIN das Licht der Plattenläden erblickt hatte, war ich gespannt, »Peter Tägtgren« mit seiner Band mal wieder live erleben zu dürfen. Viel Make-up und ein düsteres Ambiente. Zumindest das, was der Slot um 18:45 Uhr so zuließ. Dank der tief stehenden Sonne hatten sie ein goldenes Licht auf der Bühne. Und irgendwie passte das trotz der Helligkeit gut zu ihrer Show. »Pain« klangen sehr FETT und hatten mit ihrer Mischung aus Dark- und Industrial-Metal augenscheinlich die perfekte Mischung für die PA des Rockharz.
Pain
Nun betraten Legenden die Bühne. Und lasst euch sagen, es sind unglaublich liebe und sympathische Menschen. »Mikael Bengt Stanne« durfte ich bereits interviewen. So entspannt und professionell die Bandmitglieder hinter der Bühne sind, so kraftvoll und harmonisch sind sie auf der Bühne. Die Schweden, die auf den Namen The Halo Effect hören, sind mit ihrem Melodic-Death-Metal schon fast in Ihrer eigenen Liga. Drei von fünf Mitgliedern sind ehemalige Mitglieder von »In Flames«, dazu die Gesangslegende als Frontman und einen übertalentierten Bassisten. Geile Band, geiler Auftritt.
The Halo Effect
Gefolgt wurde dieser grandiose Gig von einem Brett in Tönen. Hatebreed gaben sich die Ehre. Sportlich sportlich die Herren und dazu die sportlichsten Fans im Publikum. Himmel sind die abgegangen. Fast alle Klassiker waren im leider viel zu kurzen Set, aber das schien die tobenden Fans beim ausgelassenen Eskalieren nur angespornt zu haben. Ach ja und es gab einen riesigen Ballon mit passendem Aufdruck. Sehr schick in Schwarz und mit flammendem Aufdruck. Vielleicht war es auch ein Ball, aber auf jeden Fall riesig. Ich schätze mal 4–5 Meter im Durchmesser.
Hatebreed
Die kommenden zwei Bands waren wahre Traditionsobjekte, ähnlich der Halbwertzeit à la »Rage«.
Als Erstes spielten HammerFall. Solide, routiniert und kompromisslos auf die eigenen Altbewerten-Bandwerte konzentrierend, war das eine Show, die voll auf die Fanbase von »Hammerfall« abgestimmt war. Das sorgte bei einigen Festivalbesuchern für eine Bier- und Shoppingpause, bevor es im Anschluss so richtig laut wurde.
Hammerfall
Kreator hatten bereits in den Wochen zuvor bei einigen Open-Air-Konzerten reichlich für Lautstärke gesorgt. Auch auf dem Rockharz 2024 waren sie sicher die Lautesten. Klang aber trotzdem sauber und sehr geil. Mille und Co. spielten volles Programm, fast alles war ihre Bandgeschichte an Hits zur Verfügung stehen haben. Von „Hail To The Hordes“ über »Phobia«, mit dem sie Ihren Gig starteten und „Pleasure To Kill“, mit dem sie ihren Gig beendeten. Warum, neben einer Menge Flammen und CO2-Fontänen gab es auch einen Papierschlangenregen. Keine Ahnung, weswegen Papierschlangen, aber hey, es war Kreator und sie hatten Spaß. Also auch alle anderen.
Kreator
Blieben noch zwei Bands und ich war mittlerweile so enorm im „Arsch“, dass ich mich eher schleppen musste, um mir dArtagnan anzuschauen. Und ich habe es absolut nicht bereut, vor der Bühne ausgeharrt zu haben. Zugegeben, während dieses wirklich aufputschenden Konzerts mussten noch zwei Kaffees von den kleinen mobilen Ständen auf dem Infield sein. Sehr lecker und zum Glück schön heiß, da er für jeden Kunden frisch zubereitet wurde. Da es langsam aber sicher echt kalt wurde, wahren die Flammen von der Bühne eine wunderbare Wärmequelle. Und Benjamin Metzner war einfach ein verdammter Aufpeitscher. Der brachte es doch glatt fertig, dass die Riesenmeute vor der Bühne selbst zu mitternächtlicher Stunde Sport betrieben und im Anschluss tanzten.
D´Artagnan
Das war schon was Feines, aber das absolute Highlight des Tages waren Dominum. Also für mich. Ist ja immer subjektiv, aber irgendwie schien ich damit nicht alleine gewesen zu sein. Klar, Felix Heldt, macht das selber auf der Bühne stehen und als Frontman alle Blicke auf sich zu ziehen erst seit ein klein wenig länger als einem Jahr, aber dafür macht er es richtig gut. Und ja, man mag sagen hey, das Konzept mit einem Mastermind, einer Band aus Hired Guns an den Instrumenten und dazu Masken und Kostüme sind seit »Ghost« weitgehend bekannt. Aber ich konnte nicht anders, als das zu feiern. Was eine geile Liveshow. Was für geile Musik. Ich habe mir im Nachhinein einige Sachen bei Youtube angehört und muss sagen, live sind die noch eine ganze Schippe geiler. Dieser Auftritt war eine mächtig grandiose Visitenkarte. Also habt ihr es euch sicher bereits gedacht. »Dominum« ist meine Perle des Tages. Anhören und wenn es möglich ist, schaut sie euch live an. Nach dieser „Nachtschicht“ ging es dann gegen 2 Uhr ab Richtung Lager. Am Freitag wartete gleich als erster Slot eine Überraschung und ein Musstermin auf mich und das ab 11:20 Uhr.