Scheibenkleister war das nass und kalt geworden. Wenn sich das Wetter so gegen einen verschwört, muss es etwas geben, dass einem wieder warm ums Herz wird. Diesmal war es die Warm-up-Party vom Rock in Rautheim Festival im westand Event & Kultur.
Auf dem Weg dorthin fuhr ich arg bibbernd einem phantastischen Sonnenuntergang entgegen. Schon sehr unwirklich, wie sich Straßenzüge bei anderem Licht ausgeben.
Das Westand begrüßte mich aber in den gewohnten Farben und der gewohnten Wärme. Also nachdem ich die lange Schlange am Einlass hinter mich gebracht hatte. Diesem Umstand geschuldet, müsste ich aber nur sehr kurz ausharren, bis Iron Savior die Bühne für 70 Minuten okkupierten. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Iron Savior alte Hasen im Business sind. Die Band, die in den Ursprüngen von Kai Hansen mitgegründet wurde, kann auf eine schier unermessliche Menge von Hits und Klassikern zurückgreifen. Heute spielt Hansen bei Halloween mit. Bei solch einem Gründungspathos waren die 70 Minuten auch fast zu wenig Zeit, um diese Legenden zu genießen. Die Band hat während ihres Bestehens nicht nur Wechsel an den Instrumenten durchlebt, sondern auch persönliche Rückschläge wegstecken müssen. Als Reminder an das Publikum nahm sich Piet Sielck als Sänger trotzdem die Zeit, auf die Wichtigkeit von Vorsorgeuntersuchungen hinzuweisen, denn genau diese hat ihm und dem Gitarristen der Band den Hals gerettet. Ohne die Vorsorgeuntersuchungen hätte sonst sicher der Krebs gewonnen. Also werde ich deren Beispiel wohl folgen und mir auch mal einen Termin machen.
Der Timeline folgend waren die nächsten auf der Bühne Mystic Prophecy. Die Band aus dem beschaulichen Bad Grönenbach in Bayern hatte trotz ihrer wirklich weiten Anreise eine merklich geile Zeit auf der Bühne. Wenn ich das aus dem Gedächtnis richtig in Erinnerung habe, hatte die Crowd vor der Bühne selbstredend auch eine mega Zeit. Sound mäßig war das ein echter Abriss. Die Herren von Iron Savior hatten es da Lautstärke mäßig noch etwas ruhiger angehen lassen, aber Mystik Prophecy hielten es da schon anders. Bei denen klapperten selbst die Klotüren in der zweiten Etage hinter zwei Betonwänden noch. Was ein Abriss und das ganze 90 Minuten lang. Der natürlich nicht enden durfte, ohne dass die Franken einige ihrer geliebten Interpretationen älterer Klassiker zum Besten gaben. Mir ist das Cover »Shadows On The Wall« noch gut in Erinnerung. Rock im Metalgewand klingt schon sehr geil. Nachdem auch diverse Songs des letzten, also aktuellen und mit Platz 20 in den deutschen Albumcharts erfolgreichsten Albums der Band, verklungen waren, startete der Main-Act des Abends.
Es schlug 23:05 Uhr und »Let the Music Play« von Barry White schallte aus der PA und schwups schauten viele Metaller sehr verwirrt. Aber keine Sorge. Nach wenigen Sekunden schwenkte die Eröffnungsmelodie auf die allseits bekannten sakralen Töne des Brainstorm Intros. Und die Fans begrüßten die Baden-Württemberger Band mit tosendem Applaus. Mit Brainstorm stand nun die erfolgreichste der drei Bands des Abends auf der Bühne. Zumindest was die Platzierung der letzten Scheibe in den Albumcharts angeht. Auch was das Bestehen der Band angeht, ist Brainstorm die dienstälteste Band auf der Bühne gewesen. Bei dieser Historie konnte man sehr geil die verschiedenen Produzenten, die die Band über viele Jahre inspiriert haben, heraushören. Sei es der Einfluss eines Sascha Paeth oder eines Sebastian Levermann von Orden Organ. Das Publikum feierte die 90-minütige Premiumshow bis zum bitteren Ende. Trotz der kleineren technischen Störung zwischendurch gab sich Brainstorm nicht geschlagen. Für den neuen Bassisten der Band war dieser Abend gleich ein geiler Einstieg in das Livegigleben mit Brainstorm. Der aus Athen stammende Grieche Jim Ramses hatte an diesem Abend seinen ersten Auftritt mit Brainstorm. Das Ende dieses Abends kam dann gegen 0:45 Uhr mit dem kalten und nassen Heimweg.
Alles in allem ein Abend, der saumäßig kalt begann und nass und kalt endete. Dazwischen war eine extrem geile Warm-up-Party. Es ist enorm befriedigend zu erleben, wie geil die Kultur in Braunschweig zusammenhält.
Vom hotel666.de, über die KufA Haus – Braunschweig bis zum westand Event & Kultur haben alle Hand in Hand gearbeitet, um diese Party für das von der Lebenshilfe Braunschweig initiierte Festival Rock in Rautheim zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Danke an alle.
FH-Eventfotografie und sicher auch ihr, die ihr das hier lest, freuen sich auf ein fulminantes Rock in Rautheim 2024.
Tickets für Rock in Rautheim gibt es unter: https://www.tixforgigs.com/Event/46452?af=fumnb3f62gxt…
Text: PatrickFotos: Fabian
Wir haben da von Iron Savior noch eine Anmerkung erhalten! Vielen Dank!
Kleine Anmerkung: die Dienstältesten sind wir gewesen. Brainstorm ging aus Ivanhoe hervor, die ich an NOISE Records vermittelt habe, als ich selbst dort schon mit Iron Savior 3 Alben gemacht hatte. Ansonsten: was für ein Abend und was für ein unfassbares Publikum!!!