03.02.2024 Electric Callboy

Hach liebe Gemeinde, meinerseits unbedarft in der Musik von Eskimo, Pardon Electric Callboy, war für euch in der ausverkauften ZAG-Arena (ehemalige TUI Arena). Die Tekkno World Tour 2024 hatte gerufen. Und wir sind dem Ruf gefolgt.

Nachdem wir uns durch das leichte Baustellenchaos gewühlt hatten und einen echt guten Parkplatz neben der Arena gefunden hatten, ging es auf ins Getümmel. Electric Callboy Fans sind augenscheinlich oft Fans, die alles geben. Dass das ein abgefahrener Abend wird, wurde mir nach wenigen Minuten klar. Auf dem Weg zum Einlass war es mir, als ob ich in einen Zeitreisestrudel geraten war. Vokuhila und schreiend bunte Jogginganzüge, teils gepaart mit Schweißbändern in allen Farben. Electric Callboy Fans meinen es ohne Zweifel ernst und feiern Ihre Band.

Die ersten Töne des Abends verwirrten mich. Aber sie waren sehr geil. Mit einem geilen Blastbeat stürmten SiM (Reggae PUNX from Japan) die Bühne. Keine 20 Sekunden später wechselte die Musik zu Reggae um und wechselte dann zum Sound von The Offspring und Blink182 um. Dieser Sound, dezent mit Synthesizerklängen à la Electric Callboys kombiniert und fertig, ist ein krasser Sound. SiM (Reggae PUNX from Japan) stammen aus Japan. Wer die Band erleben durfte, soll nochmal sagen, dass aus Japan nur eher gemächliches kommt. Die Musik denke ich, könnte ähnlich langlebig, also begeisternd und geil sein, wie japanische Automobile sprichwörtlich zuverlässig sind. Ich hatte noch nie zuvor was von dieser Band gehört, aber sie kommen als Autobahn-Sound für wilde Fahrten definitiv auf meine Playlist.

Ich vermute mal, dass die überwiegende Anzahl des Publikums diesen japanischen Geheimtipp auch noch nicht kannten. Deren Songs waren aber so eingängig, dass nach dem vierten oder fünften Song die allermeisten vor der Bühne zumindest die Refrains mitsingen konnten. Das war ein sehr geiles erstes Mal, also für Silence iz Mine in Hannover und für mich. Leider spielten sie nur 30 Minuten. Aber für die angefixten, sie werden noch drei weitere Konzerte dieses Jahr in Deutschland spielen.

Dann kam der zweite Streich. Diesmal mit Ankündigung. Im Gegensatz zu Silence iz Mine waren die Herren von NOTHING MORE auf den Karten als Vorband angekündigt. NothingMore kamen wie ein Uhrwerk getimt um 19:45 auf die Bühne. Die Texaner starteten mit einem Intro, das basslastiger kaum sein konnte. Dachte ich, aber gemäß dem Motto bigger is better hauten die eine Soundwall ins Publikum, die selbst mich beeindruckt staunend dastehen ließ. Selbst die Betontreppen schwangen teils im Sound der Bühne mit. Wie es wohl den Leuten unten im Pott gegangen sein muss.

Musikalisch gesehen waren die Herren schon was echt Elegantes. Eine geile Mischung aus verschiedensten Stilelementen. Der Adonis von einem Sänger zog auf alle Fälle sehr viele Blicke auf sich. Er war auch definitiv der Mittelpunkt der Band. Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, ob die rot schwarze Hälfte seines Oberkörpers ein geil gemachtes Bodypainting war oder ein sehr geiles Tattoo. Zurück zur Musik. Sie war geil, für mich leider etwas schwächer als die Kollegen aus Japan. Mir persönlich fehlte bei NothingMore ein Alleinstellungsmerkmal. Die explosive Stimmung, die Silence iz Mine aufgebaut hatte, wich wie im Auge eines Wirbelsturms der kribbelnden Erwartung, was Electric Callboy so auffahren würde. Somit war das ein toller Punkt am Abend, um geile Musik zu genießen, sich aber für die Überexplosivität vom Hauptact des Abends noch Energie aufzusparen.

Text: Patrick

Fotos: Fabian

Silence iz Mine

Nothing More

Es folgte der Kracher des Abends. Und man siehe und lese, jap ich bin angefixt, Electric Callboy.

Kollegen schrieben sinngemäß „so muss Schlager…” und ich als unbefleckter mit Schlagerphobie sage, ganz genau so muss das. My Big Fat Concert Experience. Ich dachte ja, dass mich nach Deichkind an Bombast kaum etwas noch flashen kann, Electric Callboy haben es geschafft. Ich weiß gar nicht, wie ich etwas Sinnvolles schreiben soll. Diese Stimmung, die da in der doch oft als so lahm gebrandmarkten Landeshauptstadt Niedersachsens herrschte, ist selbst jetzt, wo ich den Text, den ich gestern, live in Concert schrieb, korrigiere, immer noch in meinem Kopf.

Ich muss sicher niemandem, der die Band kennt, erzählen, was eine geile Party einen erwartet, wenn man sich zu einem Electric Callboy Konzert einfindet. Ich kannte nur die wenigen Charterfolge der Band und einige Cover. Ja, die Cover sind oft auch die Charterfolge. Aber auch deren eigenen Songs waren live eine kleine Offenbarung. Ich bin und war immer ein kleiner Techniknerd und mag es durchaus perfekt. Was perfekt ist, ist leider oft etwas langweilig und eintönig. Das, was die Crew von gestern dort abgeliefert hat, beweist, dass es auch anders geht. Die LED Wände, die die Bühne zu einer einzigen großen mehretagigen Leinwand machten, war perfekt. Das Licht war großartig auf die Show abgestimmt und der Sound war Zucker. Von unserem Platz aus zumindest blendete nichts. Der Ton war auf den Punkt und das Ganze, obwohl wir seitlich zur Bühne etwas erhöht saßen.

In dieser Dimension habe ich Electric Callboy noch nie erleben dürfen. Als Konserve auf der Autofahrt, schon häufiger, aber live und in voller Pracht, noch nicht.

Musikstreaming ist halt doch nur ein Platzhalter, bis man die Bands, die einem der Algorithmus oder Freunde vorschlagen, live erleben darf.

Electric Callboy, sind der beste Beweis. Solch ein Konzertwahnsinn ist ein grandioser Grund, seinen vielleicht doch schwer gewordenen Hintern wieder hochzubekommen und auf Konzerte zu gehen. Und danach den Schwung mitzunehmen und auch die kleineren Locations zu besuchen. Schließlich waren die Jungs auch mal eine kleine Band, die in schlecht belüfteten Locations gespielt haben. Und heute, heute sind sie eine absolute Macht, eine kleine Großmacht. Ich bin mir sehr sicher, die bekommen auch problemlos mehr als die 12000 Fans mobilisiert. So viele Menschen hatten sich zumindest in der restlos ausverkauften ZAG Arena zum hemmungslosen Eskalieren eingefunden.

Ich bin somit offiziell bekehrt. Schlager hin oder her, aber Electric Callboy gehen live ab sofort für mich immer und der Meister an der Kamera wird mir da sicher zustimmen. Nur mit Perücke und Trainingsanzug wird uns sicher niemand auf einem Konzert finden. Aber feiern und die Stimmung genießen, das werden wir machen.

Kleiner Anreisehinweis für die ZAG Arena. Solltet ihr zukünftig dorthin wollen, fahrt sehr früh dorthin, nehmt etwas Kleingeld für die Parkplätze mit und seid cool miteinander. Den egal wie es läuft, bei grandiosen Bands wie Electric Callboy wird die Schlange reichlich lang sein. Wer zeitig erscheint, wird auch belohnt. Die Location an sich ist wirklich angenehm. Die Schlangen halten sich in der Venue absolut in Grenzen. Also so lange man nicht den Massen folgt und etwas weiter geht. Dann sind die Schlangen deutlich kürzer. An den Getränkeständen, etwas abseits, habe ich nie länger als 2 oder 3 Minuten warten müssen, um mein Getränk zu bekommen.

Also, Electric Callboy übergeordnet geil, SiM (Reggae PUNX from Japan) sehr geil, NOTHING MORE richtig geil und die ZAG Arena sehr zu empfehlen.

Geiler Konzertabend.

Electric Callboy

Vielen Dank an alle Helfer vor Ort, an Hannover Concerts und undercover für die geniale Veranstaltung in der #zagarena Hannover!

#electriccallboy#party#liveconcert#konzertfotografie#abriss#hannover