CRC – Celle Rock City

Die Residenzstadt Celle, etwa 400 Fachwerkhäuser sowie ein Schloss im Stil der Renaissance sowie des Barocks.

Etwa 70.000 Einwohner hat die Mittelstadt, welche auch gemeinhin das südliche Tor zur Lüneburger Heide genannt wird, unter Ihnen auch Lucas, Philipp und Mutz, die Veranstalter des erfolgreichen Festivals Celle Rock City.

8 lange Jahre mussten die Fans der zumeist härteren Musik auf die erlösende Nachricht warten: Celle Rock City ist zurück!

Und dies ließen sie sich nicht zweimal sagen, alle 400 Karten waren bereits nach kurzer Zeit verkauft, zwischenzeitlich wurde sogar überlegt, das Venue zu ändern, um noch mehr Metalheads die Möglichkeit zu geben, sich dieses Spektakel anzuschauen. Glücklicherweise besannen sich die Veranstalter und blieben beim ursprünglichen Veranstaltungsort in der CD-Kaserne – Das Kulturzentrum in Celle, in der auch bereits die vorangegangenen Ausgaben des Festivals stattgefunden hatten.

Unterstützt wurden sie hierbei vom Team der CD-Kaserne selbst, die sich um das leibliche Wohl der Festivalbesucher kümmerten. Im Rückblick eine sehr gute Wahl, da alle sehr freundlich und umgänglich waren. Einziger möglicher Kritikpunkt waren die teils langen Wartezeiten an der Theke, hier könnte durch etwas mehr Personal und klarere Aufteilung aber leicht Abhilfe geschaffen werden.

Aber zurück zum Wesentlichen: Bereits auf dem Weg zur CD-Kaserne und den angrenzenden Parkplätzen eines großen Lebensmitteldiscounters war die hauptsächliche Musikausrichtung des Abends klar zu erkennen. Wohin man blickte: lange Haare, mal mehr, mal weniger Tätowierungen, mit Patches benähte Kutten, Bierdosen und Becher. Eins stand von Anfang an fest, leise wird es heute Abend nicht.

Bereits seit 2005 findet das „Celle Rock City“ mehr oder weniger regelmäßig statt. Meistens zum Beginn des Jahres, aber auch Ausgaben zu Weihnachten oder Specials wie das X.Mas Jam, Night before X-Mas, Wrecking Ball oder die Metal Nights sind Teil des Repertoires der Veranstalter.

Eines ist aber praktisch fast immer gegeben: Das Celle Rock City dient auch für Newcomer als Möglichkeit sich auf den „Brettern die die Welt bedeuten“ zu präsentieren.

So auch an diesem Wochenende: Die undankbare Aufgabe als Opener zu spielen hatten dieses Mal Broke’n’Silence.

Bereits 2023 belegte die Band, bestehend aus Finn Oppermann an der Lead-Gitarre, Sebastian „Buddy“ Schmidt am Gesang und Rhythmus-Gitarre, Alexander Klabe am Bass und Backgroundgesang und Damon Blanks an den Drums, den dritten Platz im Finale des „Local Heroes Wettbewerbs“.

Aktuell wird an der ersten EP „Free Your Dreams“ gearbeitet, von dieser „I will be okay“ (https://www.youtube.com/watch?v=OvgbYlAPp_U) als Single veröffentlicht wurde.

Insgesamt lieferten die vier ein interessantes Hard Rock Set ab und gaben sich redlich Mühe, die bereits zahlreich in der Halle vertretenen Gäste anzuheizen. Man darf gespannt sein, wie sich die Jungs weiterentwickeln – der nächste Auftritt ist bereits gesetzt – als Vorband für die Salzgitteraner The Cryptex am 26.04.2024 in der Kuba Halle in Wolfenbüttel.

Den zweiten Slot des Abends sicherten sich die Lokalmatadore von Fire In Fairyland.

Fire in Fairyland wurde im Jahr 2009 in Celle gegründet und besteht aus der Sängerin Anna Peschke, den Gitarristen Hannes Huke und Torben Boyen (er ist zudem Backgroundsänger), dem Bassisten Pasco Karamanlis, sowie dem Schlagzeuger Florian Knigge.

Sie selbst ordnen sich dem Pop-Punk zu, bekannte Bands dieses Genres sind zum Beispiel Bad Religion, NOFX, No use for a Name, haben aber auch deutliche Einflüsse aus Hardcore sowie Metalcore in ihren Kompositionen.

Der Name der Band steht für die Gegensätzlichkeit von Torben Boyens Shouts („Fire“) und dem Klargesang von Anna Peschke („Fairy“).

Eines war auf den ersten Blick sicher, Fire In Fairyland haben eine große Fanbase, auf die sie sich jederzeit verlassen können. Die Halle war fast bis auf den letzten Platz belegt, die Stimmung war insgesamt ausgelassen.

Für Erheiterung sorgte Sängerin Anna, als sie nach den ersten Songs verlautbaren ließ, dass dies die erste Bühnenperformance der Band nach 9 Jahren sei, und sie immer noch sehr aufgeregt sei, was man deutlich an ihrer zitternden Hand sehen konnte.

Aber von dieser Nervosität ließ sich die Frontfrau und ihre Bandkollegen nicht unterkriegen und lieferten eine wirklich gelungene Performance ab.

Vor der langen Pause schafften es die 5 Musiker sogar Deutschlandweit und in Prag Konzerte zu spielen und waren als Vorband der Hamburger Crossover Band 4Lyn.

Sängerin Anna konnte es sich auch nicht nehmen lassen, Anekdoten aus der 15-jährigen Bandgeschichte zum Besten zu geben, so zum Beispiel, dass Ihre Zwischenansagen früher vorher abgesprochen werden mussten, was für Gelächter bei sowohl ihren Bandkollegen als auch dem Publikum führte.

Auch sagte sie, dass sie sich früher viel mehr Sorgen um nicht ganz getroffene Töne gemacht hätte, aber mittlerweile mehr der Spaß und die Musik im Vordergrund stehen würden.

Leider war der Auftritt der Celler nach bereits 40 Minuten vorbei und die Band verließ die Bühne unter Applaus der anwesenden Zuschauer. Hoffentlich dauert die nächste Pause keine 9 Jahre, und man kann die Band bald wieder auf einer Bühne sehen.

Den Co-Headliner-Spot des Abends sicherten sich an diesem Abend Damnation Defaced, um genau 6217 Tage nach ihrem allerersten Auftritt beim Celle Rock City, damals noch als Defaced“, wieder in der CD-Kassette zu spielen.

Nachdem sie pandemiebedingt den Release ihres Jubiläumsalbums „They Brought Death To The Darkness“ erst im 17ten Jahr der Bandgeschichte erst 2023 durchführen konnten, freuten sich die Musiker um Sänger Philipp Bischoff (welcher auch Veranstalter des CRC ist) umso mehr auf den Auftritt in Ihrer Heimat.

Neben dem bereits genannten Sänger Philipp fanden sich noch Lucas Katzmann (Drums), Lutz Gudehaus (Gitarre), Lutz Neemann (Gitarre) sowie Kim-Patrick Friedrichs (Bass) ein, um dem anwesenden Publikum ordentlich einzuheizen.

Mit mittlerweile 5 veröffentlichten Alben und Gastauftritten von Corvus Corax beim Song „Yggdrasill“ müssen sich die Melodic/Progressive Death Metaler nicht verstecken.

Dennoch zeigte sich leider, dass der Stil doch etwas sehr speziell ist, und die Halle war deutlich weniger gefüllt als bei den Vorbands.

Davon ließen sich Philipp Bischoff und seine Kollegen jedoch nicht verunsichern, was bei Profis, die bereits 2008 beim Metal Camp in Slowenien sowie 2009 beim Wacken Metal Battle mitspielten, auch nicht zu erwarten gewesen ist.

Die anwesenden Fans ließen sich jedenfalls nicht beirren und starteten einen Moshpit nach dem nächsten.

Während ihres 60-minütigen Slots konnte man den Musikern die Freude am Spielen ansehen. Vor allen Dingen der direkte Kontakt zu den Fans machte ihnen viel Spaß. Mussten Sie doch zu Hochzeiten der Pandemie (2021) ein bestuhltes Konzert im Französischen Garten in Celle spielen, wobei die Interaktionen doch sehr stark eingeschränkt waren, so erinnerte sich Sänger Philipp.

Zum Abschluss dann noch die Einladung an alle Zuschauer und Freunde, sich in der angrenzenden CRI (Celle Rock Initiative) zur Aftershow einzufinden.

Pünktlich um 22:30 dann endlich die Erlösung für die anwesenden Fans.

Nach fast 5 Jahren Abstinenz von der Bühne schallte es durch die Halle 16: „Wir sind Drone, und jetzt wird gefickt!“

Die Stimmung ist sofort am kochen, alle Hände gehen nach oben, die Party kann starten!

„101 % Sexmetal“, so nennen Moritz „Mutz“ Hempel (Gesang), Felix Hoffmeyer (Schlagzeug), Marcelo Vasquez (Gesang, Gitarre) und Fabian Harms (Bass, Gesang) ihren Stil. Andere würden ihn wahrscheinlich eher als eine Mischung aus Thrash Metal, Groove Metal, Death Metal und Metalcore bezeichnen. Als Vorbilder der Band gelten gemeinhin Fear Factory, Machine Head sowie Pantera.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 haben es die 4 Celler geschafft, sich eine solide Fanbase zu erspielen, welche ihnen stellenweise auch hunderte Kilometer hinterher reist.

Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2006, als sie den Finalentscheid des Wacken Metal Battle für sich entscheiden konnten und auch in der westdeutschen Entscheidung des Emergenza 2006 landen konnten.

Den bisher größten Erfolg stellt sicherlich die 2015 stattgefundene Tour mit Arch Enemy sowie Unearth dar.

Leider wurde es danach zunehmend stiller und stiller um die Band, die Mitglieder konzentrierten sich mehr und mehr auf ihre Side Projects (Mutz Music, Mutz and the Blackeyed Banditz, Surgical Strike um nur einige zu nennen).

Im September 2023 dann aber die große Überraschung: Drone is back!

„Das ist ja wie ein Klassentreffen hier, nur dass alle schon vorher besoffen sind“, scherzen die Musiker auf der Bühne, nachdem sie das Publikum wie gewohnt mit ihrer Bühnenpräsenz mitgerissen haben.

Vor allen Singer and Songwriter Mutz sieht man die Freude an, wieder in seiner Heimat zu spielen. Auf der Bühne, auf der vor fast 20 Jahren alles angefangen hat.

Neben der mitreißenden Musik gibt es aber auch eine emotionale Berg- und Talfahrt für die Fans. So lässt Mutz verlautbaren „Wir haben leider keine neue Musik für euch dabei, da ich in der vergangenen Zeit viel im Krankenhaus war. Es gibt da etwas in mir, das mit meinem Körper etwas macht, was es nicht soll.“

Und wer den Vollblutmusiker näher kennt, der kann deutlich sehen, dass er stellenweise an seine Belastungsgrenzen geht.

Doch zum Glück haben sich Drone über die Jahre viele Freunde in der deutschen und auch internationalen Metalszene gemacht, sodass Hilfe naht. So taucht bei dem Song „Into Darkness“ auf einmal Britta Görtz (HIRAES, Ex Cripper, Ex Critical Mess) auf der Bühne auf, um den Song zusammen mit Mutz zu performen.

Auch im weiteren Verlauf des Abends ist sie noch bei weiteren Songs zu hören und vertritt Mutz stellenweise komplett.

Nach ihrem Auftritt begibt sie sich dann ins Publikum und mischt sich unter die begeisterten Zuschauer ohne jedwede Berührungsängste mit dem Publikum.

Nach einer guten Stunde ist die Show dann leider wieder vorbei und Drone verlassen die Bühne. Allerdings nicht, ohne dass Sie einen guten Querschnitt durch ihre bisher vier veröffentlichten Alben gespielt haben.

Neben Into Darkness, For Torch and Crown, Welcome to the Pit und Motör-Heavy Piss-Take gab es mehr als genug Möglichkeiten für das sehr textsichere Publikum mitzusingen.

Alles in allem ein sehr gelungenes Revival, sowohl des Festivals als auch von Fire in Fairytale und Drone, welche uns hoffentlich nicht zu lange auf neues Material in weitere Auftritte warten lassen.

Aber auch Damnation Defaced Sänger Philipp hat im persönlichen Gespräch verlauten lassen, dass es mal wieder Zeit für einen Auftritt in unserer Region wäre.

Text: Björn Lause

Fotos: Patrick Frambach