Na dann kommen wir mal zu dem Tag, an dem sich Luzifer dachte, er müsste mal durchlüften. Es war ein erstaunlich angenehmes Erwachen. Aber wehe dem, der bereits gegen 10 Uhr ungeschützt in die Sonne kam.
Da bahnte sich eine unsägliche Hitzeschlacht an. Nichtsdestotrotz hieß es um 10 Uhr am Eingang zum Infield sein. Dort standen gleich zwei Termine an.
Der eine hat mittlerweile Tradition und der andere wird sicher eine Tradition werden.
Die Rockharz Runners trafen sich zum allmorgendlichen Lauf. Es ist schon der Wahnsinn, wie diese kleine Idee von ein paar wenigen zu so einer Größe anwachsen konnte. Gutes ist halt nicht aufzuhalten, und so trafen sich rund 150 Läufer und Läuferinnen, um sich sportlich zu betätigen. Zu der Zeit waren die Temperaturen auch noch ertragbar.
Runners
Der zweite Termin fand an den Stelen, die das RHZ tragen, statt. Dieses Jahr standen diese nicht auf dem Infield, sondern vorm Einlass. Dort waren zwei Stühle, schön in dekorativem, gewundenem Metall aufgestellt worden. Dazu ein Stehtisch und eine Gästebestuhlung. Alles liebevoll dekoriert durch »Lucardis Feist«.
Dazu tummelten sich die Herren und Damen der RHZ Orga und diverse Fotografen. Der Grund war eine neue Tradition, die dort begann. Ab sofort kann auf dem Rockharz geheiratet werden. So ganz offiziell mit dem Segen des Standesamtes. Insgesamt 8 Paare trauten sich über die beiden anberaumten Tage.
Den Anfang machte ein lieber Kollege aus dem Team der Fotografen. Unser lieber Commodore. Das ließ sich natürlich niemand der Orga sowie der Fotografen entgehen. Wenn es die Beine zuließen, waren sie da, um der Zeremonie beizuwohnen
Trauung
Nach diesem emotionalen Moment ging es zügig wieder zurück ins Lager, um sich für den restlichen Tag so weit möglich zu stärken und zu präparieren.
Die erste Band, die die Hitzeschlacht gegen die Höllenhitze antrat, war Deliver The Galaxy. Die Herren, deren Sänger sich passagenweise wirklich anhört wie Anders Fridén und deren Musik auch unüberhörbar durch Bands wie InFlames inspiriert wurde, stammen sogar aus just dem schönen Ort Ballenstedt, in dem wir uns alle gerade befanden. Zumindest ein Teil der Band.
Deliver the Galaxy
Die zweite Runde dieser Schlacht trat ein wahrer Riese an. Tetzel von Asenblut trat mit seiner gesamten Band an. Egal wie gut er und seine Mannen waren, auch er schaffte es nicht, den Kampf gegen die Gluthölle auf Dauer zu gewinnen. Aber Sie waren sehr nahe dran!
Asenblut
Die kommenden haben es dann mit ihrer ganz eigenen, mittlerweile auch äußerst erfolgreichen Version von Piraten Rock aus der Gemütslage des schönen Rheinlandes versucht, der Hitze Einhalt zu gebieten. Auch Kupfergold haben es nicht geschafft, aber dafür haben alle, also wirklich so weit das Auge reichte, mit Ihnen die rheinländische Frohnatur und Ausgelassenheit gefeiert.
Kupfergold
Die folgenden Musiker haben sich unter dem Namen Mister Misery vereint. Diese Band zeigte mal wieder, dass auf dem RHZ kein musikalisches Einerlei zu finden ist. Diese Mischung aus cleanem Gesang, dazu Shouting und eine Menge Make-up hat nach den Rheinländern sicher für die ein oder andere Wasserpause gesorgt, und dennoch wurde es nicht wirklich leerer. Die Fans tauschten nur durch und machten einfach weiter. Abgefahren und für mich neu und gut!
Mister Misery
Auf in den zweiten von vier Teilen dieses unglaublichen Tages. Unglaublich im Sinne der Hitze und im Sinne der Bands, die da noch auf uns warteten.
Diese Runde startete mit The Gems Ja, die Band gibt es erst seit 2023, aber wer sich in Hitze vor der Bühne befand, wurde umgehend davon überzeugt, dass das so nicht ganz stimmen konnte. Für eine so kurz im Showbusiness erschienene Band waren die eindeutig zu routiniert und gut. Stimmt, denn die Band besteht im Grunde aus ehemaligen Mitgliedern von Thundermother.
Goldenes Outfit, bomben Stimme und dazu der rockige Sound, der einen an das tiefste Texas erinnerte.
The Gems
Den Slot nach den Damen hatten Herren aus Germany, genauer aus Oldenburg. Irgendwie habe ich den Eindruck, so im Nachhinein noch mehr als im Infield, dass die The New Rosesdie ganze Energie aus ihrem Heimatort mit an die Teufelsmauer gebracht hatten. Himmel, haben die eine Stimmung gemacht und die gepeinigten Glieder der RHZ Besucher zum Feiern gebracht! Wirklich beeindruckend.
The New Roses
Mit der nächsten Band, GREEN LUNGwurden wir dann in die mythische Welt des Vereinigten Königreichs entführt. Doom, Stoner und das kombiniert mit New Way of British Heavy Metal. Im Gegensatz zu meiner Verfassung haben sich eine riesige Menge von Fans nicht vom Wetter kleinkriegen lassen, sodass sie diese Soundwall in voller epischer Breite erleben durften. Ich habe es wirklich nur von der Seite aus erleben dürfen. Fabian hingegen war wie bei allen Bands für euch im Graben.
Green Lung
Runde vier unserer kleinen Galerie war ein kompletter Stilwechsel. Memoriam UK aus Birmingham. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie bei der musikalischen Geschichte dieser Stadt sicher von dem Fürsten der Finsternis die ein oder andere Beeinflussung erfahren haben. Das krass geile Musikkonstrukt ist das geistige Kind gleich zweier Musiker, die zuvor in Bands spielten, die schon fast was Ikonisches haben. Klassischer Death Metal und das aus den Federn von Bolt-Thrower Sänger K. Willetts und Benediction Bassist F. Healey.
Memoriam
Nachdem wir uns nun einige reichlich seriöse Metalbands und auch etwas Hardrock angehört hatten, sprang das Thermometer auf Irrsinn.
J.B.O. hatte ihren Auftritt. Es war rosa, nicht so viel Rosa wie sonst, aber eine Menge, die es unübersehbar machte, da wird nun generell die Feierlaune hart bedient. Schnieke und ohne Umschweife in den Partymodus.
J.B.O.
Weshalb die darauf folgende Band sich unter dem Banner Power Metal zuordnen lassen, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Für mich klingen Warkings deutlich härter und mit der Bühnenshow und dem maskenhaften Make-up gehen sie doch in eine andere Richtung. Diese österreichische Band, die generell eher ein Geheimnis um ihre wahren Identitäten auf der Bühne machen, war für die Headbanger auf jeden Fall das Richtige, nach JBO. Female Fronted und reichlich was auf die Gehörgänge.
Warkings
Dem Gedanken folgend gab es nach Warkings noch einen obendrauf. Sodom hatte ihren Höllenritt gegen den Staub und die Hitzewelle aus den Untiefen der Hölle angetreten. Onkel Tom war top drauf und nach über 40 Jahren Bühnenerfahrung, konnte auch die Gluthölle vor und sicher auch auf der Bühne die Band nicht unterkriegen. Und die Fans schon gar nicht. Solange etwas Wasser von oben durch die Herzensmenschen der „Grabenschlampen“ auf sie nieder rieselte, gab es keinen Grund, stillzuhalten.
Sodom
Den Abschluss unserer heutigen Runde machen wir mit etwas, das wieder einen Genrewechsel darstellte. Wie ich finde, einen wunderbaren. Ich bin Fan von Versengold und wenn ihr unsere Reals gesehen habt, war ich da nicht mal im Ansatz alleine mit. Von der Bühne bis zum Eingang des „Mutantenstadle“ standen die Fans und zelebrierten alles, was von der Bühne schallte. Selbst den erhobenen Zeigefinger, den „Verlieb dich nie, niemals nie, in das Mädchen hinter der Theke!“. Ein großartiges Konzert im Gold der untergehenden Abendsonne.
Versengold
Na dann mal in den letzten Teil der Hitzeschlacht. Und da kamen noch einige Knaller.
Als Erstes in unserer Liste wird euch King Diamond beehren. Der hatte ein riesen Bühnenbild aufgefahren. Alles im Stile vom Phantom der Oper. Einiges an Feuer und dazu Nebel und ein Schauspiel, das sich an seiner Performance anlehnte. Musik trifft Show, das war ein Musical im Metalgewand.
King Diamond
Nachdem ich mich von diesem Spektakel in Richtung leckeres Essen abgewandt hatte, kamen mir immer mehr Gerüchte zu Ohren, dass der Campground ein neues Maskottchen haben sollte.
Einem armen Schäfer war wohl ein schwarzes Schaf abhanden gekommen, und just dieses fühlte sich augenscheinlich auf dem RHZ sehr wohl. Nach einigen Sichtungen konnte es wohl dingfest gemacht werden und später am Abend wieder zurück zu seiner Herde gebracht werden. Ob es ihm da besser gefallen hat als zwischen all den Metalheads ist nicht überliefert.
Der zweite Teil unserer Bildergalerie widmet sich dem Höhepunkt des Festivals. Zumindest meiner und einiger 10 000 Fans. Ich habe sie natürlich nicht alle gefragt, aber ich habe sie feuern sehen und ich habe von wirklich niemandem auch nur den leisesten Zweifel gehört, dass Heaven Shall Burn mit Britta Görtz am Mikrofon der Abriss des Festivals war.
Von unserer Seite natürlich weiterhin gute Besserung an Marcus Bischoff. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, zumindest eine Doppelspitze mit Britta zu bilden. Was eine unglaublich geile Erfahrung war, diese beiden Ausnahmestimmen gemeinsam auf der Bühne dem Irrsinn dieser Welt die Stirn zu bieten.
Dazu eine unglaubliche Bühnenshow und durch das absolut eskalierend feiernde Publikum eine Staubwolke, die sich mit dem Nebel der Bühne vermischte und durch das violettfarbene Licht eine unglaubliche Atmosphäre erzeugte. Das konnte man zwar nur von der Seite wirklich sehen, aber lasst euch gesagt sein: Das war unglaublich beeindruckend. Unglaublich beeindruckend, wie der ganze Auftritt, Brittas Performance und das Gänsehautduett.
Heaven Shall Burn
Nach diesem Auftritt die Bühne im Anschluss zu bespielen, muss wirklich einschüchternd gewesen sein. Nachtblut schienen sich das aber entweder nicht anmerken zu lassen oder dank der anderen musikalischen Ausrichtung und deren riesiger Fanbase sich da null Sorgen gemacht zu haben.
Hat auf jeden Fall funktioniert. Zum 20-jährigen Bandjubiläum auf dem RHZ zu Höllentemperaturen zu spielen und das dazu noch tief in der Nacht, fand ich atmosphärisch richtig gelungen. Ihr Dark Metal ist sicher nicht das erste, was man einem Metalneuling vorspielt, aber für die Connaisseure genau das Richtige. Ein feiner Tropfen vom schweren Roten, bevor es zur Messe ging
Nachtblut
Die letzte Messe des Donnerstags hielt Non Est Deus ab. Das Projekt, das vom selben Mastermind gegründet und mit Leben gefüllt wird wie auch bei Kanonenfieber. Leider nur 40 Minuten, aber dafür sehr intensive 40 Minuten. „Es gibt keinen Gott“, und es gibt einen Menschen, der sich da »Noise« nennt und genau dieses in seiner unübertrefflichen Art in Musik und Bühnenshow packt. Mit Feuer den Glauben austreiben, dies war sein Weg, dies war der Weg von »Non Es Deus«. Mit dieser bedeutungsschweren Kost für den Geist ging es nach diesem unglaublichen Tag zurück zum Lager. Der Freitag wollte ja auch gefeiert werden.